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15. März 2017

Austrian Day

In dieser neuen Programmschiene zeigt LET’S CEE ausgewählte österreichische Filme, wobei das Hauptaugenmerk dabei auf Produktionen liegt, die beim jeweils letzten Österreichischen Filmpreis die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. Gästen aus Zentral- und Osteuropa wird so ein erster Eindruck vom aktuellen heimischen Filmschaffen vermittelt.

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Kinders - Dokumentarfilm von Arash & Arman T. Riahi

Die ebenso faszinierende wie berührende spielfilmnahe Doku erzählt davon, wie Kindern und Jugendlichen aus prekären Verhältnissen mit Musik geholfen wird, ihr Leben in den Griff zu kriegen. Im Rahmen eines von der Caritas, dem Wiener Konzerthaus und den Wiener Sängerknaben initiierten Projektes haben manche Kids nämlich die Möglichkeit, kostenlos ein Instrument zu lernen und in einem Chor oder Orchester mitzuwirken. Die Brüder Arash und Arman T. Riahi haben einige von ihnen ein Jahr lang beim Musizieren begleitet. Die Regisseure halten sich dabei stets im Hintergrund und lassen lieber den kleinen Stars den Vortritt – bei Proben, in Familienszenen oder wenn sie vor der Kamera unbefangen und selbstreflektierend von ihren Ängsten und Träumen erzählen. Die Schicksale, mit denen die Heranwachsenden zurechtkommen müssen, sind oft tragisch. Denise hat eine Krebserkrankung hinter sich, Denizcan muss die Trennung seiner Eltern verkraften und Ariunaa den Tod ihres Vaters verarbeiten. Durch den Musikunterricht und das Camp am Ende des Schuljahres gelingt es ihnen allen aber, viel Selbstvertrauen zu tanken und ihre Probleme und die Welt aus neuen Standpunkten zu betrachten. Am Schluss wundert man sich jedenfalls nicht über das großartige Konzert, das die Kinder gemeinsam zur Aufführung bringen.

Maikäfer flieg! - Drama von Mirjam Unger

Der zweite Weltkrieg ist fast zu Ende. Die neunjährige Christl lebt mit ihrer Familie in einer Wohnung in Wien-Hernals. Nachdem eine Fliegerbombe das halbe Haus zerstört hat, übersiedelt ihre Mutter mit den zwei Mädchen in die verlassene Villa einer nazitreuen Familie am Stadtrand. Die Großeltern bleiben allein zurück. Christl gewöhnt sich schnell an das neue Leben. Neugierig und unerschrocken erkundet sie die Umgebung und blickt mit kindlicher Unschuld immer wieder auch in tiefe menschliche Abgründe. Die Rückkehr des verwundeten Vaters sorgt für Freude und Kummer zugleich, denn der Deserteur muss sich verstecken. Dann taucht auch noch die Hausbesitzerin mit ihrem Sohn auf. Und nach der Kapitulation der Wehrmacht sind sie schließlich da: die Russen. Alle fürchten sich vor ihnen, nur Christl nicht. Maikäfer flieg! basiert auf dem gleichnamigen, autobiografischen Klassiker von Christine Nöstlinger und schildert die Geschehnisse aus den vorurteilsfreien Augen einer Neunjährigen. Der Kurier befand Mirjam Ungers Verfilmung für „famos“, Die Presse für „wunderbar“. Die Autorin selbst erinnert sich übrigens folgendermaßen zurück: „Die Wochen im Sommer 1945, als alles in Schutt und Asche lag, waren die aufregendsten und spannendsten und vielleicht sogar schönsten Wochen meiner Kindheit“.

Nacht der 1000 Stunden - Mystery/Thriller von Virgil Widrich

Philip Ullich soll das traditionsreiche Unternehmen seiner Familie übernehmen. Selbst seine Tante Erika will nicht, dass es in die Hände ihres Sohnes Jochen fällt. Sie hat nämlich herausgefunden, dass dieser Mitglied einer rechtsextremen Burschenschaft ist. Doch als sie zum Unterschreiben des Vertrages ansetzt, stirbt sie unerwartet. Fast sieht es so aus, als ob Jochen als Gewinner aus dem Erbstreit hervorgeht, doch da erwacht seine Mutter wieder zum Leben. Ihr Auftauchen bleibt selbstverständlich nicht der einzige Besuch aus dem Jenseits. Nach und nach lassen sich im Haus der Ullichs verstorbene Familienmitglieder wieder blicken und wollen bei der Regelung der Erbschaft ein Wörtchen mitreden. So auch Philips attraktive Großtante Renate, in die sich der junge Mann gleich vom Fleck weg verschaut. Als schließlich noch ein bereits totes Familienmitglied ermordet wird und ein k.u.k. Gendarm auftaucht, um den Fall aufzuklären, überschlagen sich die Ereignisse. Virgil Widrichs surreales und bestens ausgestattetes Kammerspiel in melodramatischen Farben vermischt Realität und Fiktion auf intelligente Weise und ermöglicht so eine Vergangenheits­bewältigung der besonderen Art. Ein „schaurig-schönes Familiendrama“ (Salzburger Nachrichten) und ein bestens gelungener Mystery-Film made in Austria.

The Ivory Game - Dokumentarfilm von Kief Davidson & Richard Ladkani

Der illegale Handel mit Elfenbein hat in den letzten fünf Jahren über 150.000 Elefanten in West- und Zentralafrika das Leben gekostet. Mittlerweile hat sich der Schwerpunkt des Tötens in den Südosten des Kontinents verlagert. Hunderte Tonnen des „weißen Goldes“ werden jährlich nach China geschmuggelt, wo Elfenbein nach wie vor als Luxusgut gilt. Experten befürchten, dass das Geschäft mit den Stoßzähnen in den nächsten 15 Jahren zum Aussterben der Elefanten führen könnte. Gegen diese Entwicklung kämpfen engagierte Aktivisten und Naturschützer in Afrika und in Südostasien an. 16 Monate lang haben Richard Ladkani und Kief Davidson zum Teil unter Einsatz ihres Lebens und meist undercover an deren Seite recherchiert, gefilmt und gleichsam mitgeholfen, brutale Wilderer sowie korrupte Beamte zu enttarnen. In Zusammenarbeit der Terra Mater Film Studios mit Appian Way, der Produktionsfirma von Leonardo DiCaprio, und Paul Allens Vulcan Productions ist eine großartig recherchierte, bildgewaltige und hochaktuelle Netflix-Dokumentation entstanden, die es versteht, überaus spannend zu informieren, und zugleich ein flammender Appel gegen den mörderischen Elfenbeinhandel geworden ist. Walter Köhler, Boss von Terra Mater, bezeichnete die Doku daher auch als „eine der wichtigsten Produktionen meiner Karriere“.

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