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31. Mai 2012

„Integration ist ein Dialog“

Wie kommt man auf die Idee, in Wien ein Festival zu veranstalten, bei dem die besten Filme aus Zentral- und Osteuropa gezeigt werden, und das noch dazu vorwiegend in Originalsprache?

Nun, ich bin Polin und lebe seit 15 Jahren in Österreich. Und so sehr es mir hier gefällt, die Filme von zuhause habe ich von Anfang an vermisst. Wollte ich großes Kino in meiner Muttersprache sehen, musste ich nach Polen fahren. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Produktionen aus dem CEE-Raum finden hierzulande nach wie vor so gut wie nie ihren Weg auf die Leinwand, obwohl allein in und rund um Wien Zehntausende Menschen aus meiner alten Heimat leben und Hunderttausende, die ihre Wurzeln irgendwo anders in CEE haben.

Die über 20 verschiedenen Sprachen, die man in den Festival-Kinos hören wird, werden auch in Wien gesprochen. In den Wohnungen der Neo-Wiener und -wienerinnen, in Lokalen, Büros, auf der Straße, in der U-Bahn, überall – eine enorme Bereicherung für die Stadt, nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus kultureller Sicht. Unsere einwöchige Veranstaltung soll ein klares Signal sein: Integration ist keine Einbahnstraße, sondern ein Dialog. Von dieser Erkenntnis zur Gründung des „LET’S CEE Film Festivals“ war es dann nicht mehr weit. Wobei ich mir die Sache leichter vorgestellt habe, als sie es dann war. Denn obwohl die Vertreter der meisten Institutionen und öffentlicher Förderstellen sowie praktisch aller Unternehmen die Idee toll fanden, war die Finanzierung letztlich doch fast ein Ding der Unmöglichkeit. Sehr verwunderlich: Von der Gemeinde Wien kam kein Cent, weder von der Integrationsabteilung noch vom Kulturamt.

Der Slogan „Wien sagt ja zur Vielfalt“ hörte sich für mich zuletzt jedenfalls ein wenig anders an als noch vor einem Jahr. Dank einer Reihe großartiger Partner, allen voran Cineplexx International, und eines wunderbaren Teams haben wir es letztlich aber doch geschafft, über 30 hervorragende Filme nach Wien zu bringen. Wenn das Festival-Angebot jetzt auch noch vom Publikum angenommen wird, haben sich die Anstrengungen der letzten Monate auf jeden Fall gelohnt. Zusammen mit meinem Team lade ich die medianet-Leser daher herzlich ein, sich bis Sonntag noch einige cineastische Meisterwerke aus Zentral- und Osteuropa anzuschauen.

Der Kommentar erschien in medianet am 31.05.2012

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